5 Jahre Raiffeisen Südtirol IPS – Ein Meilenstein für Stabilität und Zukunftssicherung

Franzensfeste, 14. November 2025 – Die Südtiroler Raiffeisenorganisation feierte in der historischen Festung Franzensfeste ein bedeutendes Jubiläum: Fünf Jahre institutsbezogenes Sicherungssystem Raiffeisen Südtirol IPS. Unter dem Motto „Zukunft sichern. Garantire il futuro“ würdigte die Veranstaltung nicht nur die erfolgreiche Entwicklung des IPS, sondern bot auch Raum für Reflexion und Ausblick auf die kommenden Jahre.

Ein starkes Fundament für die Eigenständigkeit

Das Raiffeisen Südtirol IPS wurde im November 2020 als jüngstes Institutssicherungssystem Europas und einziges seiner Art in Italien von der italienischen Aufsichtsbehörde Banca d’Italia anerkannt. Mit der Gründung schlossen sich die 39 Südtiroler Raiffeisenkassen, die Raiffeisen Landesbank Südtirol AG und die RK Leasing GmbH zu einem Haftungsverbund zusammen – mit einem klaren Ziel: gegenseitige Unterstützung im Krisenfall bei gleichzeitiger Wahrung der Eigenständigkeit. So bleiben die Raiffeisenkassen ihren genossenschaftlichen Prinzipien treu, auch angesichts regulatorischer Reformen, die andernfalls eine Zentralisierung erfordert hätten.

„Das fünfjährige Bestehen des Raiffeisen Südtirol IPS markiert einen entscheidenden Meilenstein für die Stabilität und Sicherheit unserer Raiffeisenkassen. Es bestätigt, dass unser genossenschaftliches Modell auch unter komplexen regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zukunftsfähig ist“, betonte Alexander Gasser, Obmann der Raiffeisen Südtirol IPS Genossenschaft.

Die Gründung war das Ergebnis intensiver Verhandlungen, politischer Weitsicht und fachlicher Expertise – begleitet von renommierten Partnern wie dem Centro Europa Ricerche (CER), dem nationalen Verband der Genossenschaftsbanken Federcasse sowie im Austausch mit den europäischen IPS, allen voran dem Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Europäische Tradition als Erfolgsmodell

Institutssicherungssysteme haben sich in Europa seit Jahrzehnten als Garant für Stabilität bewährt. Das erste IPS wurde bereits 1934 in Deutschland gegründet, gefolgt von weiteren Systemen in Österreich, Polen und Spanien.

Sie alle eint das Prinzip der dezentralen Sicherheit: Jedes Mitgliedsinstitut bleibt eigenständig, während gemeinsame Sicherungsmechanismen die Liquidität und Solvenz absichern. Ihre Stärke liegt in umfassenden Sicherheitsmechanismen: Neben einem Sicherungsfonds verfügen sie über einheitliche Systeme zur Risikoüberwachung sowie Frühwarnmechanismen, die ein rechtzeitiges Eingreifen ermöglichen. So werden Insolvenzen vermieden und die Finanzstabilität gestärkt.

Mit dem Raiffeisen Südtirol IPS wurde auch in Italien zum ersten Mal ein solches Sicherungssystem etabliert, mit dem die genossenschaftliche Identität bewahrt werden konnte.

Die finanzielle Stabilität des IPS der Südtiroler Raiffeisenkassen zeigt sich eindrucksvoll in seiner Kapitalausstattung: Zum 31.12.2024 beliefen sich die konsolidierten Eigenmittel der 39 Südtiroler Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG und der RK Leasing GmbH auf rund 2,7 Milliarden Euro. Dieser äußerst robuste Puffer, unterstreicht die hohe Widerstandsfähigkeit des Raiffeisen Südtirol IPS gegenüber möglichen Risiken.

Einzigartiger Schutz für Kundeneinlagen

Mit dem Raiffeisen Südtirol IPS genießen die Kunden der Südtiroler Raiffeisenkassen einen Schutz, der weit über die gesetzliche Einlagensicherung hinausgeht. Im Falle einer Krise greifen die Raiffeisenkassen auf ein gemeinsames Sicherungssystem zurück: Ein speziell eingerichteter Fonds dient dazu, finanzielle Schieflagen einzelner Institute auszugleichen – und bietet damit ein Sicherheitsniveau, das seinesgleichen sucht.

Sicherungsfonds: Ziel vorzeitig erreicht

Die Zielausstattung des Sicherungsfonds von rund 90 Millionen Euro sollte ursprünglich bis 2028 erreicht werden – tatsächlich wurde sie aber bereits im Sommer 2025 vollständig dotiert. „Dies unterstreicht die Stärke und das Verantwortungsbewusstsein der Südtiroler Raiffeisenkassen“, so Direktor Mirco Mauloni.

Impulse für die Zukunft

Die Jubiläumsveranstaltung versammelte Entscheidungsträger*innen der Raiffeisenkassen, Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Finanzwelt sowie internationale Gäste. Nach der Begrüßung durch Obmann Alexander Gasser und weiteren führenden Persönlichkeiten der Raiffeisenorganisation – darunter Herbert Von Leon (Obmann Raiffeisenverband Südtirol), Hanspeter Felder (Präsident Raiffeisen Landesbank Südtirol AG) und Georg Oberhollenzer (Präsident RIS Information Service KonsGmbH) – folgte eine hochkarätig besetzte Panel-Diskussion. Teilnehmer waren Pietro Gugliotta (Stellvertretender Leiter Bankenaufsicht II der Banca d’Italia), Sergio Gatti (Generaldirektor Federcasse), Michael Fischer (Leiter Einlagensicherung / IPS Sanierungsplanung BVR), Christina Pupp (Direktorin Raiffeisenkasse Wipptal) und Mirco Mauloni (Direktor Raiffeisen Südtirol IPS Genossenschaft). Im Zentrum standen die Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre sowie die strategischen Perspektiven für die Zukunft.

„Die Banca d’Italia hat einen vielversprechenden Aufsichtsdialog mit dem Raiffeisen Südtirol IPS aufgenommen. Im Fokus steht dabei die Fähigkeit des Systems, potenzielle Risikosituationen frühzeitig zu erkennen, geeignete Korrekturmaßnahmen zu fördern und auch in herausfordernden Szenarien dauerhaft über ausreichende Ressourcen zu verfügen. Voraussetzung dafür ist ein robuster und verlässlicher Informationsfluss seitens der Trägerkörperschaft des IPS“, betonte Pietro Gugliotta, Stellvertretender Leiter Bankenaufsicht II der Banca d‘Italia.

Künstliche Intelligenz im Fokus

Ein besonderer Höhepunkt war die Keynote von Prof. Marco Montali (Fakultät für Ingenieurwesen, AI & Process Science, Freie Universität Bozen) zum Thema „Intelligenze artificiali: opportunità, rischi e affidabilità“. Montali, kürzlich zum EURAI Fellow ernannt, gilt als führender Experte für formale Methoden in KI-Systemen. Seine Auszeichnung verdeutlicht sowohl die internationale Relevanz seiner wissenschaftlichen Arbeit als auch die führende Rolle der Freien Universität Bozen im Bereich der Forschung zu Künstlicher Intelligenz. Montali sprach über Chancen und Risiken der KI sowie die Verantwortung, vertrauenswürdige Systeme zu entwickeln:

„Künstliche Intelligenz umfasst Technologien, die Maschinen in die Lage versetzen, Aufgaben zu übernehmen, für die Menschen bislang ihre eigene Intelligenz einsetzen mussten. Es handelt sich um Verfahren mit sehr unterschiedlichen Funktionsprinzipien, Stärken und Schwächen – und sie unterscheiden sich grundlegend von uns: ein potenziell gefährliches Schweizer Taschenmesser, das jedoch, bewusst eingesetzt, außergewöhnliche Unterstützungswerkzeuge bietet.“

Raiffeisen im europäischen Kontext

Zum Abschluss der Veranstaltung hob EU-Abgeordneter Herbert Dorfmann die Bedeutung des IPS-Modells für Südtirol hervor. Mit dieser Struktur entspreche das Raiffeisensystem dem europäischen Gedanken von Vielfalt und Stabilität im Finanzsektor. Dorfmann betonte, wie wichtig es sei, unterschiedliche Modelle zu erhalten und Rahmenbedingungen zu schaffen, die lokale Strukturen stärken.

Im Hinblick auf die Zukunft Europas sieht er Künstliche Intelligenz und technologische Entwicklungen als zentrale Treiber für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation. „Gerade in Südtirol ist es erfreulich, mit der Universität Bozen eine international anerkannte Forschungseinrichtung in diesem Bereich zu haben“, so Dorfmann.

Gemeinsam die Zukunft gestalten

Die kommenden Jahre stehen im Zeichen der Stärkung der Eigenständigkeit der Südtiroler Raiffeisenkassen, des konsequenten Ausbaus der Digitalisierung sowie einer vorausschauenden Risikosteuerung.
Als einziges institutsbezogenes Sicherungssystem Italiens bleibt das Raiffeisen Südtirol IPS ein verlässlicher Garant für Stabilität und Vertrauen. Es schützt Kundeneinlagen, stärkt die genossenschaftlichen Werte und sichert die Handlungsfreiheit der Raiffeisenkassen – heute und in Zukunft.

2025-11-15T13:20:02+01:00
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