Führungswechsel bei der Raiffeisen Südtirol IPS Gen.
Seit Jänner 2023 hat die RIPS mit Mirco Mauloni einen neuen Direktor. Im Interview mit Obmann Alexander Gasser wird über die Vorteile des ersten institutsbezogenen Sicherungssystems (IPS) in Italien und den Wechsel an der Spitze der Raiffeisen Südtirol IPS Gen. gesprochen.
Herr Gasser, kurz zur Erinnerung: Was ist RIPS und warum wurde diese gegründet?
RIPS steht für Raiffeisen Südtirol IPS, dem ersten institutsbezogenen Sicherungssystem (IPS) in Italien.
Im Rahmen der Reform der italienischen Genossenschaftsbanken im Jahre 2016 hätten sich auch die Südtiroler Raiffeisenkassen zu einer Bankengruppe mit einer Aktiengesellschaft als Spitzeninstitut zusammenschließen müssen. Eine Änderung des Reformgesetzes im Dezember 2018 erwirkte eine Sonderregelung für Südtirol, und räumte den Südtiroler Raiffeisenkassen die Möglichkeit ein, anstelle einer Bankengruppe ein IPS gründen zu können.
Nach Gründung der Raiffeisen Südtirol IPS Genossenschaft am 14. Juni 2019 wurde Ende des Jahres 2019 der offizielle Antrag zur Anerkennung als institutsbezogenen Sicherungssystems eingereicht. Am 3. November 2020 wurde das institutsbezogene Sicherungssystem Raiffeisen Südtirol schließlich von der Aufsichtsbehörde offiziell genehmigt und ist mit sofortiger Wirkung in Kraft getreten.
Welche Aufgabe hat ein institutsbezogenes Sicherungssystem?
Mit dem IPS sind die Raiffeisenkassen verpflichtet, sich im Krisenfall wechselseitig zu unterstützen.
Die IPS Gen. ist die Trägerkörperschaft des RIPS. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Solvenz und Liquidität der 39 Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG und der RK Leasing GmbH dauerhaft zu sichern.
Zur Erfüllung dieser wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe überwacht die IPS Gen. laufend die Risikoentwicklung im Raiffeisenverbund und ergreift im Bedarfsfall präventive Maßnahmen, um drohende wirtschaftliche Schwierigkeiten abzuwenden und eventuellen Krisenfällen vorzubeugen.
Welche Vorteile hat dies für die Raiffeisenkassen und damit auch für die Raiffeisenkunden?
Das Vertrauen der Kunden in Raiffeisen ist ein hohes Gut. Mit dem RIPS wurde ein zusätzliches Sicherungsnetz geschaffen, mit dem die Stabilität und dieses Vertrauen in einem besonders hohen Maße weiter gestärkt werden.
Die Mitglieder des Raiffeisen Südtirol IPS sind verpflichtet, in einen Sicherungsfonds einzuzahlen, welcher von der IPS Gen. verwaltet und im Krisenfall zur Unterstützung seiner Mitglieder eingesetzt werden kann.
Hierdurch ist ein umfassender Schutz der Kundeneinlagen gesichert. Mit der Errichtung des Sicherungsfonds des Raiffeisen Südtirol IPS sind die Einlagen der Raiffeisenkunden sozusagen doppelt abgesichert.
Wie ist der aktuelle Stand des Sicherungsfonds?
Bis heute wurden insgesamt 45 Mio. Euro von den 39 Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG und der RK Leasing GmbH in den Sicherungsfonds eingezahlt. Bis zum Jahr 2028 wird der Fonds eine planmäßige Gesamtausstattung von ca. 100 Mio. Euro erreichen.
Darüber hinaus verfügen die Mitglieder des Raiffeisen Südtirol IPS aktuell über 1,2 Mrd. Euro an freien Eigenmitteln. Diese sind ein zusätzlicher Garant für die Stabilität und die Sicherheit der Einlagen unserer Raiffeisenkunden.
Wie ist das abgelaufene Geschäftsjahr verlaufen?
Mit dem Aufbau des ersten IPS in Italien haben wir Neuland betreten und entsprechend war es eine große Herausforderung für uns alle. Zudem hat die Aufsichtsbehörde im Genehmigungsbescheid auch eine Reihe von Auflagen erteilt. Die Umsetzung derselben hat auch das Geschäftsjahr 2022 maßgeblich geprägt.
Parallel dazu wurde an der weiteren Automatisierung und Digitalisierung der internen Prozesse gearbeitet, mit dem Ziel eine wirksame und effiziente Überwachung der Risikosituation im Raiffeisenverbund zu gewährleisten.
Mit der Durchführung eines verbundweiten Projektes im Kreditbereich konnten zudem wichtige Impulse für eine wirksame Risikosteuerung im Kreditbereich gesetzt werden.
Seit 01.01.2023 hat die IPS Gen. mit Mirco Mauloni einen neuen Direktor. Warum der Wechsel an der Spitze und welche Schwerpunkte werden weiter gesetzt?
Robert Nicolussi, ehemaliger Revisionsdirektor des Raiffeisenverbandes, ist mit Jahresende 2022 in den Ruhestand getreten. Er hat die strategische Ausrichtung der IPS Gen. in dieser Anfangsphase mit seiner langjährigen Erfahrung entscheidend geprägt und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.
Mit Mirco Mauloni haben wir den richtigen Nachfolger gefunden, um die IPS Gen. weiter in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Seit rund 15 Jahren ist er in verschiedenen Positionen im Raiffeisenverbund und zuletzt als Leiter Risikomanagement in der IPS Gen. tätig. Er kennt das genossenschaftliche Raiffeisensystem und dessen Besonderheiten somit bestens. An seiner Seite steht Max Trettl, neuer Vizedirektor der IPS Gen. Beide haben den Aufbau des Raiffeisen Südtirol IPS in den letzten Jahren maßgeblich mitgestaltet und verfügen über umfangreiche Branchenerfahrung.
Mit der neuen Führung setzt man auf Kontinuität und Stabilität. Zwei Aspekte, die den Kernauftrag des institutsbezogenen Sicherungssystems bilden.
Die 39 Raiffeisenkassen, die Raiffeisen Landesbank Südtirol AG und die RK Leasing GmbH sind sehr gut kapitalisiert und damit sehr gut gewappnet für mögliche Krisen. Das ist einerseits sehr beruhigend, andererseits aber kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen.
Hauptziel bleibt es, durch eine enge Zusammenarbeit im Raiffeisenverbund die Stabilität der 39 Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG und der RK Leasing GmbH nachhaltig zu sichern und die Eigenständigkeit weiter zu stärken.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Mirco Mauloni mit seinem jungen und ambitionierten Team diese herausfordernden Zeiten, die wir aktuell erleben, hervorragend meistern und die Raiffeisenkassen weiter bestmöglich unterstützen wird.